Rote Löscheimer als Alarmsignal

Mömbriser Wehr gegen Nachwuchsmangel Verwundert schaute sich so mancher Mömbriser am Sonntagmorgen den roten Plastikeimer vor seiner Haustür an. Eifrig waren die Mömbriser Feuerwehrleute am Samstagabend unterwegs gewesen. Sie verteilten in Mömbris und den Ortsteilen Brücken, Mensengesäß, Rappach und Strötzbach über 1000 rote Löscheimer - um auf ihre Nachwuchssorgen hinzuweisen.

Ein Merkblatt im Eimer weißt auf das Verhalten im Brandfall hin. Unter anderem heißt es dort, dass man den Brand über die Notrufnummer 112 melden muss. Nicht ganz ernst gemeint sind die weiteren Anweisungen: Hoffen, dass die Feuerwehr kommt - Löscheimer mit Wasser befüllen - Eimerkette bilden.
Mit viel Ironie
»Mit etwas Ironie wollen wir auf die Ursprünge des Feuerwehrwesens hinweisen«, sagt der Mömbriser Kommandant Florian Schott. Die heutigen Feuerwehren seien die älteste Bürgerinitiative, die es noch gibt. Früher seien in den Ortschaften bei einem Brand die Einwohner zusammengekommen, hätten ihren Ledereimer mitgebracht und gemeinsam das Feuer bekämpft.
Heute habe sich das Bild der Feuerwehr gewandelt. Zwar seien es nach wie vor Bürger, die sich ehrenamtlich in den Wehren engagieren, um ihren Mitbewohnern zur Hilfe zu eilen. Doch für die »Kundschaft« sei es in vielen Fällen eine Selbstverständlichkeit geworden, dass die Feuerwehr kommt und hilft. Wer die Feuerwehr überhaupt mit Leben erfüllt und wer die Menschen sind, die sich für den Nächsten engagieren, bleibe dabei meist außen vor, sagt Schott.
Der demografische Wandel mache sich auch in den Freiwilligen Feuerwehren bemerkbar. Die Mitgliederzahlen seien landesweit rückläufig. Noch sei die Einsatzbereitschaft in Mömbris sichergestellt, doch auch hier sei ein Mitgliederschwund spürbar und in den kommenden Jahren könne es kritisch werden. Die Aufgaben der Wehren hätten sich in den zurückliegenden Jahrzehnten massiv gewandelt - schon lange stehe nicht mehr die klassische Brandbekämpfung im Vordergrund des Einsatzgeschehens, sondern vielmehr die technische Hilfeleistung.
Alle Bürger angesprochen
Mit der Aktion spricht die Feuerwehr alle Bürger von 18 bis 40 Jahre an und lädt sie ein, sich in der Wehr zu engagieren. »Also Menschen wie Du - oder Dein Nachbar; Schüler, Studenten, Beamte, Akademiker, Handwerker und Angestellte« - heißt es auf dem Flyer. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen seien in der heutigen modernen Feuerwehr willkommen so Kommandant Schott.
Jeder Bürger könne sich mit seinen Fähigkeiten einbringen, ist der Kommandant überzeugt. Wenn sich beispielsweise eine Frau nicht zutraue, unter Atemschutz in eine brennende Wohnung zu gehen, so habe sie vielleicht ein gutes Fingerspitzengefühl, wenn es um die Betreuung von Betroffenen geht oder könne sich in der First-Responder-Truppe einbringen, die eine medizinische Erstversorgung bis zum Eintreffen des Regelrettungsdienstes sicherstellt. Wer technisch wenig bewandert ist, sei eventuell der richtige Funker, könne die EDV in der Einsatzleitung bedienen oder auch organisatorische Aufgaben übernehmen.
Vor allem auch für Zugezogene oder Zuwanderer sieht der Kommandant in der Feuerwehr Möglichkeiten, um Kontakte zu knüpfen, Menschen kennenzulernen und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Denn nicht nur die feuerwehrtechnische Arbeit spiele eine Rolle, sondern auch zahlreiche gesellschaftliche Aktivitäten prägten das Feuerwehrleben.
Debatten ausgelöst
Am späten Sonntagvormittag zeigte sich Florian Schott bereits zufrieden mit der Aktion. »Die erste Etappe haben wir geschafft«, freute sich der Kommandant. Ob nach dem Kirchgang oder beim Frühschoppen - mehrfach habe er bereits gehört, dass über die Aktion geredet und teilweise heftig diskutiert wird. »Wir sind im Gespräch und haben unsere Mitbürger zum Nachdenken angeregt«, sagt er.
Jetzt hofft Schott, dass die Diskussionen nicht ins Leere laufen, sondern sich der eine oder andere tatsächlich für ein Engagement in der Feuerwehr entscheidet. Am 17. Mai lädt die Wehr deshalb ab 19.30 Uhr zu einem Info-Abend ins Feuerwehrhaus ein. Hier könne man die Aufgaben nochmals detailliert kennenlernen und Fragen stellen.
Weitere Infos zur Feuerwehr Mömbris: www.feuerwehr-moembris.de

Ralf Hettler

Main- Echo vom 05.05.2013